Elstern
Hallo nochmal,
wir finden es auch nicht lustig, wenn ein Tier von einem anderen gefressen wird, egal welches und vom wem.
wir haben auch ein Paar Elsten bei uns, dieses Jahr ohne Bruterfolg, wahrscheinlich haben die Eichhörnchen die Eier gefressen. In den letzten Jahre haben die Elstern hier 4 bis 6 Junge gehabt. In all dieser Zeit war hier die Zahl der kleinen Singvögel nicht beeinträchtigt, es sind eher mehr geworden (trotz der Elstern). Wahrscheinlich weil sie hier gute Brutbedingungen haben und immer etwas zu fressen.
Gut, Elstern (und andere Rabenvögel) jagen auch mal, sobald die Stare in der Überzahl sind haben die Großen aber keine Chance mehr. Einen gesunden Vogel werden sie dabei wohl eher selten erbeuten, da die kleineren deutlich wendiger sind. Rabenvögel plündern eher mal eine Nest. Falke und Habicht haben da wesentliche höhere Jagderfolge bei Singvöglel.
An die Nester und Jungen der Stare können die Elstern eher nicht, da Stare als Höhlenbrüter doch recht geschützt brüten wie Meisen, Feldsperling usw.. Ihnen fehlt es aber immer mehr an geeigneten Bruthöhlen, da alte Bäume mit natürlichen Löchern immer seltener werden (der Wald und die Gärten sind halt eher aufgeräumt) und die alten Hochstamm-Obstbäume werden durch junge oder niedrige Wuchsformen ersetzt.
Stare haben in Mitteleuropa als Brutvögel überall deutlich abgenommen - auch da wo keine Elstern oder andere Rabenvögel vorhanden sind. (Die Stare, die von September bis März/April bei uns sind, sind überwiegend Wintergäste der Zugvögel aus Nordosteuropa.) Daher ist es fraglich, ob das wirklich an kreisenden Elstern liegt. Der deutliche Rückgang der Vögel - und vieler anderer Tiergruppen - hat sicher sehr vielschichtige Ursachen. Nach BUND hatten Infolge von Nässe und Kälte im Frühjahr viele Arten 2016 ein schlechtes Brutergebnis.
Insbesondere aber ist bei insektenfressenden Vogelarten der Trend aufgrund des massiven Insektensterbens (in manchen Regionen über 70% verschwunden) seit vielen Jahren negativ. Das Insektensterben führt zu einer Verknappung der Nahrung, gerade bei der Aufzucht der Jungen. Daher fordern führende Ornithologen schon seit Jahren dazu auf, ganzjährig zu füttern.
Liebe Rose, wenn du Estern rundweg als "Feinde der Vogelwelt" empfindest: sie sind selber Teil der Vogelwelt (sogar Singvögel). Dann must du aber erst recht Katzen, Eichhörnchen, Waschbären, Marder, usw als solche empfinden. Waschbären nehmen tatsächlich stark zu und räume auch Nistkästen und -höhlen aus, sind hier also weit gefährlicher als Rabenvögel. Da der Waschbär nachtaktiv ist erwischt er dabei oft die Altvögel auf dem Nest was zum totalen Brutausfall führt. Das gilt auch für Katzen und Marder.
Fakt ist, dass in der Natur jedes Lebewesen immer nur auf Kosten anderer existieren kann, alle müssen fressen, auch wenn uns das manchmal weh tut. Und wir tun es auch. Und es sind nicht alle Vegetarier da draußen (und die fressen Pflanzen - das sind auch Lebewesen).
Was ist in der Natur Schaden und Nutzen?
Sollen wir jetzt die Störche als Feinde der Frösche klassifizieren, deren Bestand geht seit Jahren rapide zurück?
Wir wollen hier kein großes Fass aufmachen oder gar zum Elster- oder Krähenschutz aufrufen, sondern lediglich davor warnen, voreilig einseitige Schuldzuweisungen an dieses oder jenes böse Tier zu machen.
Es ist nicht immer der erste Sichtbare an einer Misere Schuld sondern oft nur der Beschuldigte. (Gilt allgemein).
liebe Grüße von den Schmuselurchen